Ein unverstandener Traum ist wie ein ungelesener Brief.
Talmud
NEU:
Bilder, Träume, Trancen – Der Zugang zur inneren Welt
Autor: Winfried Maria Scherrers
978-3-347-15733-0 (Paperback); 12,80€
978-3-347-15734-7 (Hardcover); 16,80€
978-3-347-15735-4 (e-Book); 8,80€
Erschienen im Tredition-Verlag, Hamburg, Januar 2021
Auch als Hörbuch verfügbar
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Es geht um innere Bilder. Das sind nicht nur einzelne Bilder, die wir wahrnehmen, vielmehr handelt es sich um ein Geflecht von Bildern, Erinnerungen, Emotionen und Ansichten. Diese bilden die gemeinsame Sprache unseres Gedächtnisses und unseres Unbewussten. Sie zeigen sich uns in den unterschiedlichsten Situationen, tagsüber als Intuition, nachts sprechen sie zu uns in Träumen. Tiefenentspannt können innere Bilder zu therapeutischen Zwecken genutzt werden.
Das vorliegende Buch zeigt uns Schritt für Schritt, wie wir die Sprache der inneren Bilder und damit auch die der Träume entschlüsseln und für uns nutzen können. Es erklärt, warum wir träumen und wie in den Träumen nach Lösungen für unsere inneren Konflikte gesucht wird. Eine Einführung in die therapeutische Trance, einer Art Tiefenentspannung, untermauert und erweitert diesen Ansatz und zeigt, wie innere Bilder verändert und weiterentwickelt werden, um Selbstheilungskräfte zu aktivieren oder Schwierigkeiten zu bewältigen. Das Buch schließt ab mit Anleitungen, wie wir dies alles für das eigene Wohl und die Persönlichkeitsentwicklung nutzen können.
Artikel in der Bad. Zeitung vom 18.2.2021
Artikel in der Verbandszeitschrift „Psychotherapie“ des VFP 03/21
Wozu dieses Buch? – Ein Nachwort des Autors
Wir alle möchten herausfinden, was wirklich wichtig ist im Leben, was uns alle mehr oder weniger umtreibt. Natürlich muss jede ihre und jeder seine eigenen Antworten finden. Für mich war in meinem bisherigen Leben wichtig:
– Die eigene Handlungsfähigkeit gewinnen.
– Die eigenen Gefühle und inneren Bedürfnisse wahr-nehmen und realisieren.
– Den Mitmenschen unvoreingenommen und aufmerksam begegnen.
Es gibt vieles mehr. Ich selbst hatte das Glück, schon als Jugendlicher in einem Internat Zugang zu einer schönen großen Bibliothek zu haben. Eines der ersten Bücher, die ich dort fand, war die Traumdeutung von S. Freud – ich war fasziniert und begeistert von diesem Buch. Später musste ich mir dann eingestehen, dass S. Freud kein optimaler Umgang für einen Jugendlichen ist. Es war allenfalls ein Versuch, Hilfe für die eigenen Nöte zu finden.
In meiner Familie bin ich mit meinen fünf Geschwistern in einer Art Sprachlosigkeit am Rande eines kleinen Dorfes aufgewachsen. Es wurde nicht viel geredet, dazu gab es immer viel zu viel Arbeit. Mit der Sprachlosigkeit ging eine Unfähigkeit einher, sich mitzuteilen. So wurden Bilder, in denen ich mich ausdrücken konnte, umso wichtiger. Als Kind waren das Märchen und Tagträume, als Student dann u.a. die Pantomime.
Das war die Zeit, in der ich wegen tiefer Depressionen eine klassische Psychoanalyse begann. Sie kennen das aus Filmen: Man liegt auf einer Couch und soll reden – für mich äußerst schwierig. Viel leichter fand ich mich in meinen Träumen zurecht, von denen ich reichlich hatte und auch davon erzählen konnte. Der Therapeut ließ sich glücklicherweise darauf ein, sodass die Träume der Schlüssel zu meiner Heilung wurden.
Bilder spielten auch später eine große Rolle. Es war immer ein Vergnügen, mit meinem Sohn in die Welt der Abenteuer- und Fantasy-Bücher einzusteigen. Wir konnten uns dort stundenlang aufhalten.
Ich bin tief davon überzeugt, dass Bilder und Träume eine außerordentliche Rolle in unserem Leben spielen und dass es sich lohnt, sich mit den Träumen zu beschäftigen. Traumdeutung darf nicht mehr als düsterer Blick in die Vergangenheit, in die Abgründe der Seele angesehen werden. Mit diesem Buch hoffe ich, Ihnen Träume als Zukunfts- und Hoffnungsbilder näherzubringen; sie können uns unterstützen und heilen.
Eines der pantomimischen Stücke, die ich besonders mochte und selbst gerne spielte, ist die Geschichte vom Engel im Himmel. Sie stammt von dem großen französischen Mimen Marcel Marceau und drückt in Bildern manche unserer innersten Wünsche und Sehnsüchte aus. Stellen Sie sich eine Pantomime vor, mit weiß geschminktem Gesicht, weißem Hemd und schwarzer Hose.
Die Geschichte vom Engel im Himmel:
Der Engel im Himmel – er singt dort brav und gelangweilt und jubiliert – und schielt dabei zur Erde. Dort unten amüsiert man sich, trinkt Alkohol und tanzt. In einem unbeobachteten Moment macht der Engel sich auf den Weg zur Erde – er hat ja Flügel. Dort angekommen, amüsiert er sich gleichermaßen, steht am Tresen, trinkt Alkohol, flirtet. Schließlich erreicht ihn die Mahnung von oben, und er macht sich widerwillig auf den Weg zurück in den Himmel. Er nimmt wieder sein altes Gesangbuch in die Hand, richtet sich aus und beginnt erneut zu singen und zu jubilieren.
Hier wird auf spielerische Weise bildlich ausgedrückt, was jeder Mensch sich wünscht: Freude, Ausgelassenheit, Unbeschwertheit. Der Himmel, der normalerweise als Glücksort angesehen wird, ist hier menschlicher Alltag. Dies darf nicht als Kritik an Moral oder Religion gewertet werden; es bildet lediglich den Rahmen, Freud und Leid humoristisch darzustellen.
Mitunter schämen wir uns, unsere innersten Gefühle und Wünsche zu offenbaren. Hinter einer Maske, einem geschminkten Gesicht, ist es leichter, sich zu öffnen – vor allem dann, wenn es spielerisch und in Bildern, also ohne Worte, durchgeführt wird. Nicht umsonst bedeutet Persona im Lateinischen die Schauspielermaske, die Rolle, die jemand spielt. Mir haben Bilder wie diese sehr geholfen.
Das Versteck der Weisheit
Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie solange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden.
Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.
Dann äußerte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen.“
Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.