Hänge Deine Regenwolken zum Trocknen in die Sonne. 
Phil Bosmans

Traumatisierung: Verletzungen der Seele, die bewusst, aber auch irgendwo versteckt sein können.

Solche Verletzungen entstehen, wenn wir in bedrohliche Situationen geraten, in denen wir uns nicht wehren können, uns ohnmächtig, also „ohne Macht“ fühlen. Das muss kein Geiseldrama oder ein Bürgerkrieg sein. Auch Mobbing oder eine Trennung können Wunden zufügen, die als genauso schlimm empfunden werden. Hier sind die Grenzen für jeden Menschen verschieden. Ein Einbruch mag manchen für einen Abend lang wütend und traurig machen, ein anderer traut sich nicht mehr ins oder aus dem Haus. Entscheidend sind unsere Bewältigungsstrategien, also unsere Fähigkeiten, mit solchen Situationen umzugehen.

Mit dem Begriff Trauma verbinden die meisten Menschen Erfahrungen von Gewalt, sexuellem Missbrauch, Katastrophen oder Unfällen. Weniger bekannt ist, dass eine schwere Vernachlässigung in der Kindheit oder auch andere Bindungsstörungen zwischen Eltern und Kindern ähnliche Auswirkungen haben können.

Ein Trauma lässt sich so als eine seelische Wunde, durch einzelne oder fortdauernde Erfahrungen von extremer Angst, verbunden mit Hilflosigkeit, verstehen. Die Ursache ist dabei nicht immer zwingend bekannt. Die traumatische Erfahrung wird biochemisch und energetisch im Gehirn und gleichsam im Körper gespeichert. Betroffene bleiben dabei im Trauma stecken und finden oft nicht mehr eigenständig hinaus. Aus Scham können viele nicht über das Geschehene sprechen und ziehen sich immer weiter aus dem Leben zurück. Angst- und Hilflosigkeitsgefühle werden zusätzlich verstärkt.

Traumata verheilen nicht selbstverständlich von alleine, so wie es körperliche Wunden normalerweise tun. Die Folgen können vielfältig sein:

Ängste oder Panikattacken, Stress, Depressionen, Schlafstörungen, Selbstzweifel, Schuld- oder Schamgefühle, psychosomatische Beschwerden, innere Unruhe, sozialer Rückzug, Reizbarkeit, Albträume, Burnout, Erschöpfungszustände und vieles mehr. Erinnerungen an traumatische Ereignisse sind nicht selten nur noch Bruchstücke. Oft reichen schon kleine, harmlose Reize aus – ein Geräusch, ein Geruch, ein Bild – um das traumatische Geschehen zu aktivieren und es in Gedanken und Gefühlen wiederzuerleben.

Wie kann man traumatischen Folgestörungen begegnen?

Trauma-spezifische Methoden zielen darauf ab, die Kontroll- und Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen und damit auch an Selbstvertrauen und Stabilität zu gewinnen. Solche Methoden sind: Reorientierungshilfen, Achtsamkeits- und Imaginationsübungen, Distanzierungstechniken, systemisches Arbeiten (Arbeit auf der inneren Bühne), Screeningtechniken, innere Teilearbeit (Ego-State-Techniken), Ressourcenaktivierung.

Im geschützen Rahmen sollen Zusammenhänge zwischen den traumatisierenden Erfahrungen und den daraus resultierenden Symptomen erkannt und verstanden werden. Hier kann besonders die Hypnose aufdeckende und gleichzeitig auflösende Arbeit leisten.

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine weitere anerkannte Methode nach der Psychologin Francine Shapiro. Hier werden über schnelle, geführte Augenbewegungen (Eye Movements) REM-Schlaf-ähnliche EEG-Muster erzeugt, wie wir sie auch während des Schlafens erleben. Sie helfen, unverarbeitete, fragmentierte Gedächtnis-Inhalte neu zu verarbeiten und wieder in die „normale“ Erlebniswelt zu integrieren. EMDR kommt vor allem bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zur Anwendung.

Ich bin Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Traumatherapie und EMDR e.V.

Der bessere Weg

Ein kleiner Junge, der auf Besuch bei seinem Großvater war, fand eine kleine Landschildkröte und ging gleich daran, sie zu untersuchen. Im gleichen Moment zog sich die Schildkröte in ihren Panzer zurück und der Junge versuchte vergebens, sie mit einem Stöckchen herauszuholen. Der Großvater hatte ihm zugesehen und hinderte ihn daran, das Tier weiter zu quälen.

„Das ist falsch“, sagte er, „komm‘ ich zeig‘ dir, wie man das macht.“

Er nahm die Schildkröte mit ins Haus und setzte sie auf den warmen Kachelofen. In wenigen Minuten wurde das Tier warm, steckte seinen Kopf und seine Füße heraus und kroch auf den Jungen zu.

„Menschen sind manchmal wie Schildkröten“, sagte der Mann. „Versuche niemals jemanden zu zwingen. Wärme ihn nur mit etwas Güte auf und er wird seinen Panzer verlassen können.“

Quelle unbekannt